Samstag, 9. Mai 2015

Japanisches Schulleben

Wow, es ist schon Mai. Ich hasse diesen Satz, aber die Zeit vergeht echt wie im Flug. Ich gehe mittlerweile seid fast einem Monat zur Schule und will heute über das japanische Highschool-Leben berichten, zu Mindestens von dem Teil den ich bis jetzt kennen gelernt habe. Denn selbst nach einem Monat entdecke ich täglich neue Facetten an Japan und bin selbst total erstaunt davon wie viel Japan mir zu bieten hat.
Da es ziemlich viel ist schreibe einfach mal darauf los.

Am ersten Schultag hatte ich echt Schiss. Da meine Gastgeschwister nicht mehr zu Schule gehen war ich einerseits irgendwie komplett auf mich alleine gestellt und kannte andererseits wirklich niemanden. Natürlich freute ich mich unglaublich, schließlich ist das Schulleben ein großer Teil der japanischen Kultur. Vielleicht sogar der Teil der mich am meisten interessiert. Aber ich bin nicht gerade die Person die gut damit umgehen kann etwas ganz alleine zu machen. Wobei ich mittlerweile,  wahrscheinlich vor allem durch diese Erfahrung, in dieser Hinsicht über mich hinausgewachsen bin.
Allerdings war ich nicht die einzige Austauschschülerin an meiner Schule. Für die erste Woche waren noch 13 andere Austauschschüler aus Australien an der Togane Highschool. Jedoch unterschied sich deren Programm stark von meinem. Sie hatten keine Schuluniform und nahmen weniger am Schulleben teil. Trotz ihren kurzen Aufenthalts bekamen sie eine unglaubliche Zeremonie in der Aula (mit Instrumenten und allem) und durften sich vor allen Schülern vorstellen. Während ich, die 10 Monate bleibt, gar nichts bekommen habe und mich nur vor meiner Klasse und der Lehrerschaft vorgestellt habe :D. Allerdings war das auch ziemlich symbolisch, das es sich um eine eine Partnerschule handelt und internationale Beziehungen und so.
Erst freute ich mich darüber dass ich mich nicht vor allen vorstellen musste, doch mittlerweile finde ich das so eine große Rede Vorteile hat. Es wissen nämlich viele nicht über mich Bescheid, ich bin wahrscheinlich voll das Mysterium. Dieser Moment wenn jemand aus der Schule über die Menge schweift und plötzlich an mir hängen bleibt ist unbezahlbar. Zu mindestens waren viele verwirrt. Mittlerweile hat sich die Mehrheit jedoch an mich gewöhnt, glaube ich.
Zurück zu den Australiern: Da ihr Aufenthalt sehr kurz war konnte ich kaum etwas mit ihnen unternehmen. Jedoch waren sie alle total sympathisch. Sie nahmen mich total nett auf und ich fühlte mich mehrmals wie ein richtiger Teil ihres Programms. Dank ihnen konnte ich mich leichter in meiner Schule einleben und es war schön die erste Woche über nicht die einzige Austauschschülerin zu sein.

Als Ausländer und Austauschschüler hat man es schon etwas leichter Anschluss zu finden. Ich wurde in 12 Tagen Schule insgesamt 4 mal beschenkt und wenn mich meine Schulkameradinnen sehen rufen sie stets meinen Namen und winken grinsend. Ich habe sogar richtige Freunde gefunden. Und desto mehr ich auf japanisch rede und desto weniger mein Gegenüber auf englisch reden muss, desto besser läuft es.
Es ist wirklich essentiell für ein erfolgreiches Austauschjahr sich richtig Mühe zu geben bei der Sprache. Die Sprachbarriere schreckt nämlich viele ab. Es ist in der Natur der Japaner Angst vor Fehlern und einer möglichen Blamage zu haben und vieles peinlich zu finden. Demnach ist "mein Dasein als Austauschschüler" mitunter auch hinderlich und meine Mitschüler sind einfach zu schüchtern um mit mir zu reden. So rede ich beispielsweise immer noch kaum mit Jungs. Wobei das Verhältnis zu Mädchen und Jungs (innerhalb der Schulzeit) generell nicht mit dem Deutschen vergleichbar ist. In Japan ist einfach (wie gesagt) vieles peinlich.
Ich bin jedoch keineswegs pessimistisch was diese Lage betrifft, im Gegenteil. Meine Theorie ist, dass bei zunehmendem Aufenthalt und zunehmenden Sprachkenntnissen die "Angst" vor mir bei Mitschülern abnimmt. Für mich ist das eine Angelegenheit die sich mit der Zeit legt.

Desto länger ich zur Schule gehe, desto mehr Spaß macht es mir. Allerdings verstehe ich den Unterricht nicht wirklich und mache auch kaum mit. Außer den drei Englischfächern (comprehensive English, cultural differences und Grammatik), Französisch (Ja meine Schule hat Französischunterricht, das ist mega cool. Japanischer Akzent ist unbezahlbar), Sport und Erdkunde (nur weil ich vor dem Lehrer Angst habe) nutze ich den Unterricht zum Japanisch lernen. Dass mache ich mit Kumon, einer "aus Japan stammenden Methode der individuellen Lernförderung für Kinder" (Quelle: wikipedia)

Es wird von YFU stark empfohlen einen Schulclub zu besuchen. Diese spielen in Japan eine große Rolle und sind mit deutschen Gammel-AG's nicht vergleichbar. Dadurch hat man weniger überschüssige Freizeit und es ist ein super Weg Freunde zu finden. Sie entsprechen den deutschen Vereinen. Wahrscheinlich ist auch deswegen das japanische Schulleben auf einem ganz anderem Level als das deutsche, weil Pflicht und Leidenschaft vereint werden. Aber die Intensität dieser Schulclubs (vor allem Sportclubs) ist unglaublich. Tägliches Training und auch am Wochenende und in den Ferien ist man beschäftigt. Für diese armen Schüler ist es manchmal sogar problematisch mit dem Lernen nachzukommen. Deswegen war ich anfangs stark abgeneigt davon einen Sportclub zu besuchen.

Mittlerweile bin ich zwei Clubs beigetreten und super-glücklich: Dem IC-International Club und dem Tanz Club (welche Überraschung, ein Sportclub :D!). Ich möchte darüber in einem separaten Post ausführlicher berichten.

Dann hatte ich die letzten Tagen öfter frei. Erst war das Jubiläum der Schule (so geil dass die ganze Schule deswegen frei hat :D), dann der Geburtstag von irgendeinem Kaiser. Anschließend folgte das Sportfest (eine wundervolle Erinnerung über die ich noch ausführlicher berichten werde) und die Golden Week. Die Golden Week ist in Japan absolute Prime-Time und eine Zeit in der mehrere Feiertage aufeinander fallen. Hier gibt's mehr Informationen dazu (sorry bin grad echt zu faul).



2 Kommentare:

  1. Hallo Alex. Wir lesen deinen Blog auf Madeira und warten auf eine Fortsetzung. Du schreibst wie in einer Serie, das man unbedingt wissen will wie es weiter geht:-))
    Liebe Grüße
    Deine Nelli(Anna, Alex,Stephan)

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  2. Hallo Sasha,
    Du machst es spannend und ich freue mich, wenn ich einen neuen Post hier sehe. Schön, dass es Dir dort gefällt und dass Du dich ziemlich wohl fühlst..
    Ludwig

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